Februar 26, 2016
Noch nie hatte ich eine Autobiographie gelesen. Warum, weiß ich nicht. Eigentlich interessiere ich mich für Menschen, für ihr Leben und warum Menschen so sind wie sie sind - oder wie sie dahin kommen, wo und wie sie sind. Jetzt habe ich meine erste gelesen, weil sie ein Freund geschrieben hat: Thomas Schneider, Mitgründer des Frauen-Kultmagazins InStyle Deutschland, heute Besitzer des Seeshaupter Restaurants Sarto e Sarto und Mitinhaber der toskanischen Kosmetikfirma Salutini Tuscany.
Eine Autobiographie - ausgerechnet über einen Schönheitschirurgen, über den Schönheitspapst Werner Mang. Zugegeben, hätte ich nicht den Bezug zu Thomas Schneider und wäre ich zum Erscheinungstermin nicht gerade in einen Kurzurlaub gefahren, bei dem ich die Zeit hatte, ein Buch zu lesen, ich wäre nie auf die Idee gekommen, mir dieses Buch zu kaufen. Es gibt wahrlich andere Persönlichkeiten, deren Biographie mich weit mehr interessiert hätten.
Heute sage ich danke, dass ich dieses Buch lesen durfte. Es ist eine faszinierende Lebensgeschichte über einen Mann, der es aus eigener Willensstärke geschafft hat, ein Schönheitsimperium zu schaffen. Ohne finanzielle Unterstützung und voller Mut hat er sich unbeirrt seinen Lebenstraum erfüllt. Der tragische Unfall eines Mitschülers, dessen Gesicht dabei völlig entstellt wurde, hatte bei Mang sehr früh den Berufswunsch ausgelöst, entstellte Opfer durch ästhetische Operationen wieder in ein „normales“ Leben zurückzuführen.
Da Schönheitsoperationen, wie wir sie heute kennen, in den 60er Jahren so nur in Kalifornien und Brasilien praktiziert wurden, war die Anfangszeit des Arztes Dr. Mang ein steiniger Weg der Anerkennung – eben typisch für Pioniere.
Unverblümt beschreibt er seinen langen und erfolgreichen Weg vom Assistenzarzt, der durch einen Zufall im Notdienst die in einem Tatortdreh völlig zertrümmerte Nase von Götz George wieder zusammenflickte, bis zum Multimillionär.
Dass Mang für seinen heutigen Ruhm vor allem auch gesellschaftlich sehr engagiert sein musste und dabei nicht nur positiv in der Presse auffiel, zeigt, wie stark und unbeirrt er trotz vieler Kritik immer an sich geglaubt hat.
Mang sagt über sich, er sei „fair, liebenswert, aufrichtig, zielstrebig und lustig, aber eben auch sehr cholerisch und launisch“. Ein „Leben an seiner Seite sei nicht immer leicht, dennoch wisse man immer, woran man sei.“ So wird Werner Mang auch in Zitaten von Kollegen, Freunden, Mitarbeitern und seiner Frau - mit welcher er seit über 40 Jahren zusammen ist – beschrieben.
Mich als Unternehmensgründerin in den Anfangsjahren hat dieses Buch sehr berührt. Es spornt mich an, weiter zu gehen, wenn’s mal wieder steinig wird, meinen Weg zu machen und weiterhin an meine Firma und mich zu glauben. Auch bestätigt es mich, dass man nur ehrlich und Schritt für Schritt an sein Ziel kommen kann. Auch wenn Schönheitschirurgie vielleicht nicht gerade ein Thema ist, das viele von uns angeht oder betrifft, kann ich nur allen mit eigenem Unternehmen oder dem Wunsch, ein Unternehmen gründen zu wollen, raten, dieses Buch zu lesen. Es gibt viele Tipps und Lebensweisheiten, öffnet die Augen und zeigt, dass man nur durch Mut und Zielstrebigkeit seine Träume verwirklichen kann.
Nachdem Professor Werner Mang als cholerischer, zielstrebiger, aber liebenswerter Freund glaubwürdig beschrieben wird, hat es mich natürlich interessiert, ob dies in der Tat so ist. Thomas Schneider, der das Buch nach vielen Interviews mit seinem Freund Werner Mang verfasst hat, stand mir für ein Interview zur Verfügung.
EC: Dr. Werner Mang wird als zielstrebiger, ehrgeiziger aber cholerischer Mann dargestellt. Du kennst ihn schon seit Jahren. Wie habt ihr euch kennengelernt?
TS: Als ich vor über 25 Jahren bei der Zeitschrift „Bunte“ als stellvertretender Chefredakteur anfing, lud mich Werner zum Essen ein. Er wollte sein Image aufpolieren und dies ging natürlich nur über die Presse.
EC: Warum wollte er sein Image aufpolieren?
TS: Werners Berufszweig war damals noch nicht so anerkannt wie er es heute ist. Dazu kommt, dass Werner immer wieder auf Partys mit Prominenten gesichtet wurde, um seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Er ist ein Selbstdarsteller und steht gerne im Mittelpunkt. Das ist natürlich gefundenes Fressen für die Yellow-Press und es werden immer wieder Gerüchte in den Schlagzeilen verbreitet, die so vielleicht nicht stimmen, wie es sich manche Journalisten wünschen. Werner bat mich, mir ein eigenes Bild von ihm zu machen und ich merkte schnell, dass er zwar ein Selbstdarsteller, aber dennoch ehrlich und liebenswert ist.
EC: Wie kam es dazu, dass Du nach 25 Jahren Freundschaft – so kann man es heute wie Du sagst nennen – seine Autobiographie geschrieben hast?
TS: Werner wollte schon immer, dass die Menschen über sein Lebenswerk Bescheid wissen. Wie schon erwähnt, wurde er immer wieder von der Presse zerrissen und er wollte mit dieser Biographie zeigen, wie sein Leben aus seiner Sicht verlaufen ist. Er hat immer wieder davon angefangen und irgendwann habe ich gesagt „Werner, red‘ nicht nur darüber, sondern tu es auch“. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf.
EC: Ich stelle mir vor, dass man in seiner eigenen Biographie gerne unschöne Dinge ausspart, schlechte Eigenschaften vertuscht und sich hauptsächlich auf positive Erinnerungen bezieht. Werner Mang kommt nicht immer gut davon, es wird immer wieder betont wie cholerisch und launisch er sei. Dass ein Leben an seiner Seite nicht immer einfach ist.
TS: Werner ist genau so, wie er in der Autobiographie beschrieben wird - ein liebenswerter Choleriker. Wir haben in dem Buch absichtlich nichts schön geredet, das wäre nur unglaubwürdig gewesen. Ich bin froh, dass ich ihn schon lange zu meinen Freunden zählen darf, denn er ist in der Tat ein bemerkenswerter Mann, der sehr viel erreicht hat in seinem Leben.
EC: Das kommt in dem Buch auch wirklich zum Vorschein. Es ist toll geschrieben – absolut kurzweilig und motivierend. Danke lieber Thomas für das Interview und die tolle Umsetzung einer spannenden Autobiographie!
Februar 11, 2016